Eine Redewendung sagt: „time flies when you’re having fun„. Das merkte ich nun besonders deutlich, denn die letzte Woche meines Roadtrips hatte begonnen und die Tage flogen tatsächlich nur so dahin. Mit meinem Camper „Polly“ (wie ich meinen HiTop inzwischen nannte) und dem Geländewagen mit Enya und Kevin, ging es im Convoy weiter Richtung Süden.
Nur noch wenige Tage bis nach Perth
Jurien Bay
Das nächste Ziel auf dem Highway 60 war Jurien Bay. Diese kleine Küstenstadt hat eine ganz besondere Attraktion, dessen Saison erfreulicherweise 2 Tage vor unserer Ankunft begonnen hatte: Der „Sea Lion Swim„Werbung.
Diese Tour gibt es zwar bereits seit 25 Jahren, hatte seine Basis aber ursprünglich in Greenhead, etwa 30 km nördlich von Jurien Bay. Vor 18 Monaten übernahm dann Brendan das Geschäft und zog damit direkt in die Stadt. Die Tour hatten wir bereits online gebucht. Vor Ort angekommen fuhren wir deshalb zunächst zum Pier, um uns schon einmal zu orientieren und alles notwendige für den nächsten Morgen mit unserem Skipper zu besprechen.
Natürlich durfte ein anschließender Besuch des Strandes nicht fehlen, ebenso wie eine kurze Sightseeing-Tour durch den Ort. Mit Infos aus dem Visitor Centre wurde es heute allerdings nichts. Sonntags haben die Centre, gerade in den kleineren Orten, leider geschlossen. Ein größeres Problem stellte das allerdings nicht dar. Jurien Bay ist sehr übersichtlich.
Es wurde also ein sehr entspannter Tag. Den Nachmittag nutzten wir, um die typischen Aufgaben während einer Camperreise zu erledigen. Wäsche waschen, weitere Streckenplanung und mal wieder alle Akkus und Powerbanks unserer elektronischen Geräte komplett aufladen.
Unser Stopp führte uns diesmal zum „Apex Camp Jurien“. Der Campingplatz hat eine geräumige Küche die ideal ist, um uns mal was im Ofen zu backen. Denn ein Ofen fand ich in anderen Camp Kitchens auf meiner Tour nur sehr selten.
Kleine Probleme können vorkommen
Der nächste Tag startete mit einer kleinen Enttäuschung. Unsere geplante „Swim with Sea Lions“ musste leider abgesagt werden. Es gab ein Problem mit der Batterie des Bootes. Eine Reparatur am gleichen Tag war nicht möglich. Skipper Brendan entschuldigte sich mehrfach und war sichtlich enttäuscht darüber, dass wir seine Tour verpassen würden.
Natürlich bot er uns an die Tour am nächsten Tag zu machen. Allerdings passte das nicht in unseren Zeitplan. Es waren ja nur noch wenige Tage bis zur Abgabe von „Polly“ in Perth. Und da es zunehmend kälter und regnerisch wurde, sollte es zügig Richtung Süden gehen.
Immerhin blieb uns nun noch Zeit für eine etwas längere Unterhaltung mit Brendan. Ein sehr netter und sympathischer Australier, der uns leidenschaftlich von seinem Tour-Angebot erzählte. Er nahm sich viel Zeit und erklärte uns den Ablauf und zeigte einige beeindruckende Videos und Photos.
Das machte es für uns fast etwas traurig, Abschied zu nehmen und zu sehen, was wir hier verpassen würden. Aber das werde ich in jedem Fall bei meinem nächsten Besuch in Westaustralien nachholen.
Die Pinnacles Desert
Der nächste klassische Stopp war natürlich „The Pinnacles Desert“ im Nambung Nationalpark. Ein Foto dieser Landschaft taucht in jeder Broschüre, auf die man über Westaustralien in die Hand bekommt. Jetzt merkten wir auch deutlich, wie dicht wir bereits wieder an einer Millionenstadt waren.
Viele Tagestouren aus Perth kommen hierher. Nach Wochen unendlicher Weiten und Plätzen die man sich mit fast niemanden teilen musste, war es ungewohnt und eine echte Umstellung, plötzlich wieder „so viele“ Menschen um sich herum zu haben.
Die Lancelin Sanddünen
Auf dem Endspurt meines Roadtrips machten wir noch einen Halt in Lancelin. Hier gibt es eine phantastische Dünenlandschaft, die für 4WD Fahrzeuge freigegeben ist. Wer mal wirklich einen Adrenalin Kick braucht, kann sich sich hier mit seinem Geländewagen richtig austoben.
Wir machten das im 4WD von Kevin und Enya. Durch die großen Sandflächen und Dünen rauf und runter zu fahren macht riesigen Spaß. Eine Abenteuer, das ich allen dringend empfehle die mit einem Geländewagen die Westküste entdecken wollen!
Übernachten konnten wir auf der Moore River Bridge Rest Area. Ausgestattet mit einer sehr „modernen“ Bush-Toilette und einer BBQ-Platte kann man hier 24h kostenlos stehen.
Ein paar Tage in Perth
Wir erreichten Perth am nächsten Tag. Parken in der Stadt ist ziemlich teuer. Wir suchten uns daher einen Parkplatz etwas außerhalb und fuhren mit dem Zug in die Innenstadt. Das Erste auf der Einkaufsliste war für meine beiden Reisebegleiter lange Hosen und feste Schuhe. Als Backpacker waren sie immer nur mit dem absolut nötigsten unterwegs. So weit südlich war das Klima jetzt – Mitte September – doch noch recht frisch. Abends sind einstellige Temperaturen völlig normal.
Uns störte das nicht besonders, denn wir durften glücklicherweise bei unserer Freundin Mary übernachten. Eine sehr liebe Neuseeländerin, die seit vielen Jahren in Perth wohnt und die ich über meine Mutter kannte. In ihrem Haus wurde am Abend der Kamin angeworfen, was es nach Sonnenuntergang besonders gemütlich und vor allem warm machte.
Rottnest Island
Frisch und ausgeruht ging es am nächsten Tag nach Rottnest Island. Mit dem Rottnest Express ab Perth (oder Fremantle) geht das sehr schnell.
Das Leihfahrrad war bei der Buchung des Ausflug-Pakets gleich inklusive. Und obwohl es etwas regnerisch und frisch war, hatten wir einen tollen Tag. Trotzdem seid vorgewarnt: die Insel mag nicht sehr groß sein, flach ist sie aber nicht! Man muss zwischenzeitlich schon ordentlich in die Pedale treten.
Es gibt dafür aber kein öffentlichen Autoverkehr auf Rottnest Island. Drei Rundfahrten mit dem Fahrrad sind ab der Thomson Bay ausgeschildert:
- Ride 1: Ein ca. 4 km langer Track, für den ca. 30 min benötigt werden. Er führt zum Leuchturm, zur Longreach- und Geordie Bay und über den Herschel Lake zurück zum Ausgangspunkt.
- Ride 2: Der rund 10 km lange Track erkundet ca. die Hälfte der Insel, hauptsächlich den südlichen Teil und durchs Zentrum. Hierfür sollten mind. 1,5 bis 3 Std. einkalkuliert werden.
- Ride 3: Der längste Track führt 22 km an alle sehenswerten Punkte von Rottnest Island und dauert mit dem Fahrrad ca. 3 – 5 Std.
Das obligatorische Quokka-Selfie haben wir natürlich auch alle gemacht.
Sofern man sich für das Thema „Australien und der 2.Weltkrieg“ etwas interessiert, kann ich sehr die Tour um die beiden Flak Geschütze empfehlen. Sie schützten den Ort Fremantle damals. Der Hafen beheimatete immerhin, die zu jener Zeit größte U-Boot Basis der Alliierten, auf der Südhalbkugel.
Die Perth Mint
In Perth besuchten wir außerdem die „Perth Mint“, eine der ältesten Goldgießerei Australiens. Das Highlight ist natürlich die 1 Tonne schwere Goldmünze die sehr frei im Raum steht. Es ist die größte Goldmünze der Welt und war zum Zeitpunkt der Prägung (2011) etwa 50 Millionen Dollar wert.
Ein Highlight für mich waren aber die Olympischen Medaillen, die dort für die „Sydney Olympics 2000“ gegossen und geprägt wurden.
Auf keinen Fall solltet ihr einen Besuch der „Botanical Gardens“ in Perth verpassen. Er liegt im Kings Park und bietet extrem viel Aktivitäten und Sehenswertes. Von hier habt ihr zudem einen atemraubenden Blick auf die City von Perth!
Rückgabe von Polly nach 7.200 km
Am nächsten Tag war es dann soweit. Zeit sich von meiner treuen Begleiterin „Polly“ zu verabschieden. Die Abgabe bei Apollo war völlig unkompliziert. Nach einer kurzen, gemeinsamen Inspektion mit einem Mitarbeiter, übergab ich den Schlüssel und sagte schweren Herzens „Goodbye“ nach über 7.200 gemeinsam gefahrenen Kilometern.
Meine beiden Reisebuddys Enya und Kevin, waren inzwischen für einen Kurzurlaub nach Bali geflogen. Ich machte mich noch auf den Weg nach Rockingham um dort, und auf Penguin Island, Sea Lions, Pinguine und Delfine zu sehen. Die Saison dafür hatte gerade begonnen.
Allerdings zeigte sich das auch am Zustand der Infrastruktur auf der Insel. Der vergangene Winter war sehr hart und der Regen intensiv. Vieles was vom Wetter in Mitleidenschaft gezogen wurde, war noch nicht wieder hergerichtet oder repariert worden. Aber dennoch hatte ich einen wunderschönen Tag, mit strahlend blauem Himmel und perfekten Bedingungen, um die dort lebenden Tierwelt zu beobachten.
Der letzte Tag
Den letzten Tag vor meinem Rückflug, nutzte ich noch um an der Universität einen Foodcourt und Künstlermarkt zu besuchen. Mal wieder hatte ich großes Glück, denn dieser Markt findet nur 1x im Jahr statt.
Und als zukünftiger Assistenzarzt in der Pädiatrie, konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, die gerade (Mai 2018) für 1,3 Milliarden AUD fertiggestellte Kinderklinik von Perth anzuschauen. Das „Perth Children’s Hospital“ ist wirklich beeindruckende und eine gigantisch Klinik. Sie wurde während des Rohstoff-Booms geplant, als Steuergelder nur so herein sprudelten, und soll Perth, als eines der Zentren für Medizin und medizinische Forschung etablieren.
Rückflug
Am nächsten Tag fuhr mich Mary um 3:30 Uhr Morgens zum Flughafen Perth. Mein Abflug war der erste an diesem Tag. So schenkte mir Australien noch einmal einen genialen Sonnenaufgang, den ich diesmal aus dem Flugzeug bewunderte.
Ich winkte ein kurzes „good bye“ auf die Stadt und den sich durch die Landschaft schlängelnden Swan River unter mir. Für mich war klar, ich habe sicherlich nicht zum letzten mal „Auf wiedersehen“ zu diesem großartigen Land gesagt.
Was ein geiler Trip!
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©Fotos: L.Hopf/MCA - Sea Lion Charters - Rottnest Express